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Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis, Chemnitz, mit Karl-Wilhelm-Fricke-Preis 2024 geehrt

In Würdigung des herausragendes Engagements des Trägervereins für Freiheit, Demokratie und Zivilcourage

  • Die in Großbuchstaben geschriebenen Worte "Bundesstiftung zur Aufarbeitung" stehen links neben einer Schwarz-Rot-Goldenen Deutschlandfahne, in deren Mitte ein weißer, leerer Kreis ausgespart ist.
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Herausragendes Engagement für Freiheit, Demokratie und Zivilcourage zeichnet die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur seit 2017 mit dem Karl-Wilhelm-Fricke-Preis aus. Am 13. Juni fand die Verleihung des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises 2024 statt. Der Hauptpreis ging in diesem Jahr an den Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz. Den Sonderpreis erhielt der Journalist Peter Wensierski. Der Nachwuchspreis 2024 ging an Leonie Schöler für ihren TikTok-Kanal @heeyleonie.

Das Kaßberg-Gefängnis ist ein Ort, in den sich mehrere Zeitschichten eingeschrieben haben: Im Kaiserreich 1876/77 erbaut, wurde das Areal im Nationalsozialismus ausgebaut. Von 1933 bis 1945 befanden sich dort vor allem politische Häftlinge der Justiz und Gefangene der Gestapo, insbesondere Chemnitzer Juden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Einrichtung zunächst vom sowjetischen Geheimdienst NKWD genutzt; in der DDR befand sich dort die größte Untersuchungshaftanstalt des Landes. Seit Mitte der 1960er Jahre hatte das Gefängnis eine besondere Funktion: Nahezu 90 Prozent der für den Freikauf durch und in die Bundesrepublik Deutschland vorgesehenen Gefangenen verlegte das Ministerium für Staatssicherheit auf den Kaßberg; von dort wurden sie mit Bussen in die Bundesrepublik gebracht.

Seit 2011 engagiert sich der ehrenamtlich tätige Verein Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. dafür, das Gelände zu erhalten und einen Gedenk- und Lernort aufzubauen. Im Oktober 2023 konnte im ehemaligen Zellentrakt B eine umfangreiche Dauerausstellung eröffnet werden, die über die Nutzungsgeschichte informiert. Im Zentrum stehen dabei die Lebenserinnerungen früherer politischer Gefangener. Mit einem vielfältigen Vermittlungsprogramm nimmt der Gedenk- und Lernort eine essenzielle Stellung innerhalb der Stadt Chemnitz ein.

Mit der Verleihung des Hauptpreises an den Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis ehrt die Jury des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises diese langjährige, außergewöhnliche Arbeit und das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder sowie des 2019 verstorbenen Vorstandsmitglieds Volker Bausch.

Ein kurzes Video zum Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis steht in der Mediathek der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zur Verfügung.

Weitere Informationen zum Karl-Wilhelm-Fricke-Preis 2024 finden Sie unter: www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/stiftung/karl-wilhelm-fricke-preis/verleihung-2024.